Wie in der letzten Ausgabe des Brandenburgischen Ärzteblatts durch die Vorsitzende des Ausschusses für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, Johanna Riemer, berichtet, hat der Vorstand die Resolution der Kammerversammlung gegen Kommerzialisierung zum Anlass genommen, eine Befragung unter Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung (ÄiW) und ehemaligen Weiterzubildenden durchzuführen.
Ziel der Befragung war es, die Zufriedenheit der ÄiW mit der Weiterbildung zu erheben, Ansatzpunkte für Verbesserungsmöglichkeiten zu erhalten sowie den Einfluss der Kommerzialisierung der Medizin zu ermitteln.
Die Fragen wurden im weit überwiegenden Teil online beantwortet. Erfreulicherweise nahmen 317 ÄiW teil. Diese sind überwiegend weibliche (63%) und stationär tätige (80%) ÄiW. 277 Fragebögen wurden vollständig beantwortet. Die Teilnehmer der Umfrage waren durchschnittlich 35 Jahre alt und zu 82% noch in der Weiterbildung.
In Vollzeit arbeiten 73% der Befragten, etwas mehr als die Hälfte davon im Schichtdienst. Die Verteilung der Fächer entspricht den Erwartungen und wird von internistischen, allgemeinärztlichen und anästhesiologischen ÄiW angeführt.
Mit der Vermittlung der für die Facharzttätigkeit erforderlichen spezifischen Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in ihren Weiterbildungsstätten sind 78% der Teilnehmer zufrieden, 51% Prozent geben dies auch für die Vermittlung der ärztlichen Gesprächsführung und besonderer Kommunikationsfähigkeiten an. Die Vermittlung der Kompetenzen, um medizinische Notfallsituationen zu beherrschen, bewerten 63% zudem als überwiegend positiv.
Positiv benannt wird von 60%, dass die notwendigen Rotationen durchlaufen werden können, und 78% der Teilnehmer wurde es ermöglicht, auswärtige Weiterbildungsangebote wahrzunehmen. Ihre Weiterbildungsstätte würden 57% der befragten ÄiW weiterempfehlen.
Verbesserungspotenziale sind sichtbar geworden
Doch die Umfrage zeigt auch die Verbesserungspotenziale der Weiterbildung auf. So wünscht sich mehr als die Hälfte der Befragten einen offeneren Umgang mit Fehlern und Kritik. Aus den Antworten und Anmerkungen geht ebenso klar hervor, dass die Weiterbildung unter Personalmangel leidet. ÄiW sind unverzichtbare Pfeiler der medizinischen Versorgung, dies geht oft zu Lasten der Weiterbildung. Die Rückmeldungen zeigen, dass ÄiW oftmals strukturierte Pläne für die Weiterbildung und klare Ansprechpartner vermissen. 46% der Befragten beantworten die Frage, ob ihnen ein strukturierter Weiterbildungsplan ausgehändigt worden sei, mit „überhaupt nicht“, 11% mit „überwiegend nicht“. Dies wäre zu ändern, da die Pläne im Rahmen der Antragstellung auf Befugniserteilung beizufügen sind und somit den zur Weiterbildung befugten Ärztinnen und Ärzten vorliegen.
Über die Hälfte der Befragten beklagt Einflüsse der Kommerzialisierung der Medizin auf die Weiterbildung. 64% der ÄiW berichten, dass durch kommerzielle Zwänge zu wenig Zeit für die Patienten bliebe.
Für die Ärzteschaft gilt es zu beobachten, ob durch diese Entwicklung die Freiberuflichkeit unseres Berufes in Frage gestellt wird.
Der Vorstand der Kammer hat die Ergebnisse der Befragung diskutiert und leitet für die weitere Arbeit Konsequenzen daraus ab. Denn die Weiterbildung ist eine der zentralen Aufgaben der Kammer und soll, wo möglich, weiter optimiert werden.
Informationsfilme mit Tipps und Hinweisen
Im Sinne der Unterstützung der Weiterbildung sollen Informationsfilme erstellt werden, die Weiterbildungsbefugten und ÄiW Tipps und Hinweise für eine gelingende Weiterbildung geben. Im Newsletter der LÄKB sollen in regelmäßigen Abständen kurze Informationen zur Weiterbildung erscheinen. Hierbei sollen auch die Rechte und Pflichten der Weiterzubildenden sowie der Weiterbildungsbefugten in den Fokus rücken. Die auf der Internetseite bereits vorhandene Übersicht aller Weiterbildungsstätten der Kammer soll stetig ausgebaut und verbessert werden. In Weiterbildungsgesprächen können die ÄiW auf bestehende Probleme hinweisen und werden dazu aufgerufen, diese Chance zu nutzen.
Darüber hinaus wurde die Möglichkeit regelmäßiger Besuche und ggf. auch Begehungen von Weiterbildungsstätten diskutiert. Diese werden weiterhin nur in Ausnahmefällen stattfinden.
Der Vorstand hofft, mit der Kombination aus Informationsfilmen, der Nutzung des Newsletters für Informationen aus der Weiterbildung sowie dem Ausbau der Übersicht der Weiterbildungsstätten auf der Website einfache und wirksame Instrumente zur Anwendung zu bringen, die Schritte zur Eindämmung von Fehlentwicklungen einleiten und die bei einer geplanten Re-Evaluation in drei bis vier Jahren zu einer besseren Bewertung der Weiterbildung wird.
Ergebnisse der Umfrage können auf der Internetseite eingesehen werden
Interessierte Leserinnen und Leser können alle Ergebnisse der Umfrage auf dieser Datei einsehen.